Hysterische Stärke

Die schlummernde Kraft in uns

Tamara Jeisy Brodbeck

6/5/20242 min read

Wir schreiben das Jahr 2016, in der Eddie Hall Geschichte schrieb. Er war der erste Mensch, der stolze 500 Kilogramm (Jeap, richtig gelesen: eine halbe Tonne!) bewegte. Unvorstellbar!

In einem Interview erklärte Eddie Hall, dass er während des Trainings nie in die Nähe der 500 kam. Das Maximum, das er gezogen hat, waren 454 Kilos. Und nach 6 Monaten harten und auch zermürbenden Trainings entschied er sich, zusätzlich einen anderen Ansatz zu wählen.

Ein Wissenschaftler erklärte ihm, dass der menschliche Körper nicht dazu erschaffen ist, 500 Kilo vom Boden zu hieven. Aber es gibt einen Weg - das Aktivieren der hysterischen Stärke. Nur, was verursacht sie?

Stellen wir uns ein Elternteil vor, der sein Kind in Gefahr sieht. Und genau in solchen Situationen reagiert der Körper mit Stress - besser bekannt als Kampf- oder Fluchtreaktion - und löst eine komplexe physiologische Reaktion aus. Die Amygdala (der Teil des Gehirns, der mit der Angst verbunden ist) aktiviert den Hypothalamus und Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden freigesetzt. Das Adrenalin lässt das Herz und die Lunge schneller arbeiten, wodurch mehr Sauerstoff an die Hauptmuskeln freigesetzt wird und wir somit einen vorübergehenden Kraftschub erhalten. Zudem hilft es auch, das Sehen und Hören zu schärfen. Und das Hormon Cortisol liefert zusätzliche Energie durch den Zugang zu Glukosespeichern (Zucker). Gleichzeitig gibt der Körper auch Endorphine frei, was die Wahrnehmung von Schmerzen verringert. Und damit sage ich nicht, dass in jeder Person ein Superman oder eine Captain Marvel steckt. Jeder Körper hat seine absoluten Grenzen. Ganz klar.

Und dann kam die Hypnose ins Spiel…

Eddie Hall nutzte die Kraft der Hypnose und liess sich den gewünschten emotionalen Zustand verankern, aus dem er die nötige hysterische Stärke aktivieren konnte, um die 500 Kilo heben zu können. Ein jeder von uns kennt Anker. Wenn wir zum Beispiel einen Duft riechen und wir augenblicklich an unsere Kindheit erinnert werden. Oder ein Lied hören und wir emotional wieder im Urlaub sind.

Die Gefühle und Emotionen werden mittels einer bestimmten Geste verankert. Gerade in der Welt des Tennis ist dies schön zu beobachten. Das Ausüben der Geste löst die verankerte Erinnerung oder Visualisierung aus, die mit dem gewünschten emotionalen Zustand verbunden ist.

Deadlift - und die Kraft der Hypnose

Bei Eddie Hall musste der Anker (Handrücken kneifen) eine dunkle und traumatische Assoziation auslösen, um das Gefühl hysterischer Stärke zu erzeugen und zu kanalisieren. Dies ist auch wunderschön im Video (How Eddie Hall Used to Set Deadlift World Record 500 kg Strongman) zu sehen, wie er anfangs die Augen schloss und sie erst wieder öffnete, wie er das Gewicht oben hatte. An seinem Blick konnte man auch wahrnehmen, dass er mental wo anders war - und auch, dass sich seine Augenfarbe verändert hatte.

🧡 Und in den Worten einer Hypnosetherapeutin: Die Hypnosetherapie setzt sich nicht nur im Spitzensport durch, sondern auch in der Schmerztherapie - ebenso bei medizinischen Eingriffen. Einer der "tiefsten" Hypnosestadien ist der Esdaile-Zustand. In dieser Trance tritt eine spontane Analgesie (Schmerzunempfindlichkeit) ein; oft ebenfalls eine Anästhesie (Berührungsunempfindlichkeit). Und genau in diesem Zustand sind medizinische Eingriffe und Operationen möglich. Ebenso wird der Heilungsprozess gefördert und unterstützt. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass weniger Medikamente eingenommen werden müssen. 🧡