Forensische Hypnose

Zweiter Teil von "Wo ist Marta?"

Tamara Jeisy Brodbeck

10/4/20232 min read

Was versteht man unter einer forensischen Hypnose? Dies ist eine spezielle Form der Hypnose, die genutzt wird, um Zeugen oder Opfer von Verbrechern (meist von schwerer Kriminalität - bei Vergewaltigung, Raub, Totschlag oder Entführung) in einen hypnotischen Zustand zu versetzen. In diesem Zustand sind Personen viel entspannter und können sich besser an Details erinnern, da sie in diesem Zustand einen besseren Zugang zu Erinnerungen haben. Besonders dann, wenn die Beobachtungen oder die Erinnerungen traumatisierend waren oder die Ereignisse unter Stress stattgefunden haben. Diese Informationen können bei der Aufklärung des Verbrechens behilflich sein.

"𝘎𝘦𝘧ü𝘩𝘭𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘞ä𝘤𝘩𝘵𝘦𝘳 𝘥𝘦𝘳 𝘌𝘳𝘪𝘯𝘯𝘦𝘳𝘶𝘯𝘨" - 𝘈𝘭𝘦𝘹𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘷𝘰𝘯 𝘋𝘦𝘭𝘩𝘢𝘦𝘴

Gerüche, Stimmungen, Handlungen, Farben, Wetterverhältnisse, Tageszeit - all diese Gegebenheiten und Wahrnehmungen unterstützen den Zeugen oder das Opfer, um sich wieder in das Geschehen "zu begeben".

"𝘋𝘪𝘦 𝘉𝘪𝘭𝘥𝘦𝘳 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘤𝘩𝘸𝘪𝘯𝘥𝘦𝘯. 𝘒𝘰𝘯𝘻𝘦𝘯𝘵𝘳𝘪𝘦𝘳𝘦 𝘥𝘪𝘤𝘩 𝘢𝘶𝘧 𝘥𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘈𝘵𝘮𝘶𝘯𝘨."

Den Zeugen oder Opfern wird in der Hypnose ein sicherer Ort in ihrer Vorstellung erschaffen. An diesen Ort können sie sich jederzeit zurückziehen. Oder um sich mehr vom Ereignis zu distanzieren, kann das Geschehen quasi auf einer Kinoleinwand beobachtet werden. Klar, der Zeuge oder das Opfer begibt sich wieder in die Situation hinein, aber mit dem Wissen, dass er in absoluter Sicherheit ist. Und mit dem Wissen, dass der Hypnosetherapeut jederzeit die "Notbremse" ziehen kann und alle damit verbundenen Bilder, Gefühle und Emotionen verschwinden lassen kann. Somit besteht auch keine Gefahr einer Retraumatisierung. Zudem lenkt das Unterbewusstsein nur so weit ein, wie es für einen erträglich ist. Dieser Impuls dient als natürliches Schutzschild. Im hypnotischen Zustand werden also nur die "Türen geöffnet", die man auch öffnen möchte, öffnen kann.

"𝘋𝘢𝘴 𝘗𝘩ä𝘯𝘰𝘮𝘦𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘧𝘢𝘭𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘌𝘳𝘪𝘯𝘯𝘦𝘳𝘶𝘯𝘨𝘦𝘯"

Man muss sich jedoch auch dessen bewusst sein, dass unser Gehirn dazu neigt, Erinnerungslücken zu schmücken oder gar auszufüllen - sogenannte falsche Erinnerungen. Denn Erinnerungen sind nicht objektiv. Aber das sind Wahrnehmungen auch nicht. Verschiedene Faktoren spielen da eine Rolle. War man abgelenkt? Stand man unter Zeitdruck? Aber auch Gewohnheiten, Wissen, Gesehenes, Gehörtes, Gruppendynamik, Erlebtes, die eigene Weltanschauung etc. beeinflussen unsere Erinnerungen. Ebenso passieren weitere Veränderungen beim Abruf der Erinnerung. Umso wichtiger ist, dass dieser so neutral wie möglich erzeugt wird. All dem wird natürlich in der forensischen Hypnose Rechnung getragen.

Die forensische Hypnose ist nicht mehr wie ein weiteres, ein erinnerungsunterstützendes Werkzeug, welches neue Chancen eröffnet, wie zum Beispiel neuen Spuren nach der Befragung nachzugehen. Was bereits schon zu eindrucksvollen Resultaten geführt hat.

Ja, Hypnose ist für so vieles einsetzbar. Spannend!