Es ist nicht so, wie du es dir vorstellst...

Tamara Jeisy Brodbeck

7/5/20242 min read

Wir befinden uns in meiner Praxis im Hanro-Areal, Liestal. Zweiter Stock im Hauptgebäude; zweite Türe links. Es ist Freitagnachmittag und gegenüber von mir sitzt Oliver Klient*. Viel weiss ich noch nicht über ihn. Nur so viel: Ich kenne seine Anschrift, weshalb er mir gegenüber sitzt - und dass er noch nie hypnotisiert wurde. Und doch habe ich alle wichtigen Informationen für das Vorgespräch.

"Schaffe Klarheit - schaffe Vertrauen"

Ein jeder von uns hat seine Vorstellungen. Sei es über einen unbekannten Urlaubsort, ein Abendessen mit fremder Küche, die Stimmung und das Feiern auf einer Party - oder darüber, wie sich eine Hypnose anfühlen sollte. Viele dieser falschen Vorstellungen sind durch Wünsche, Hoffnungen und Medien entstanden.

Zurück zu Oliver Klient. Da sitzt er nun mit all seinen Gedanken, Emotionen, Annahmen und seinem Verständnis der hypnotischen Trance. Ja, diese Vorstellungen können stimmen. In den wenigsten Fällen tun sie das jedoch. Deshalb frage ich immer zu Beginn oder am Ende des Vorgesprächs die Klienten, wie sie sich eine hypnotische Trance vorstellen.

"Wirf all deine Vorstellungen über Bord"

Manche haben ganz klare Bilder und Überzeugungen, andere starke Vermutungen oder wie Oliver Klient, keine nennenswerten Vorstellungen. Jedenfalls keine, die er mir gegenüber äussert. Und genau das ist der Punkt. Ob ausgesprochen oder nicht, jeder von uns hat Erwartungen, wenn es darum geht, etwas Neues zu entdecken, auszuprobieren oder zu versuchen. Das ist ganz normal. So funktionieren wir.

In 97 % der Fällen mache ich nach der Beantwortung meiner Frage immer die gleiche Handbewegung: Ich forme einen imaginären kleinen Ball in meinen Händen und werfe ihn dann mit meiner rechten Hand hinter meinen Rücken. Damit verdeutliche ich meine Worte: "Der hypnotische Zustand (Trance) wird nicht so sein, wie Sie es sich vorstellen. Also, werfen Sie Ihre Vorstellungen über Bord. Lassen Sie sich einfach treiben und befolgen lediglich meine Anweisungen. Ich weiss, das klingt einfach - und das ist es tatsächlich auch. Und mit Loslassen meine ich nicht nur den Alltag, sondern auch die Vorstellung, wie sich Hypnose anfühlen soll."

Und auch hier - steh dir nicht selbst im Weg!

Lasse einfach geschehen, was geschehen soll. Lasse zu, was passieren soll. Denn nicht jeder empfindet die Trance gleich. Klar, es gibt häufige Anzeichen wie Augenrollen, Augenflattern, entspannte Muskeln, ruhiger Atem, Gähnen - all das kann, muss aber nicht auftreten. Und wenn man sich ständig fragt, ob man in der hypnotischen Trance seine Empfindungen hinterfragt, steht man sich buchstäblich selbst im Weg. Denn auch ein Boot lässt sich nicht steuern, wenn der Anker noch ausgeworfen ist.

🧡 Und in den Worten einer Hypnosetherapeutin: Wirf all deine Vorstellungen über Bord, zieh den Anker ein und lasse dich einfach treiben. Denn durch ein neutrales Herangehen und das Vertrauen in den Prozess kannst du die Vorteile der Hypnosetherapie voll ausschöpfen und die gewünschte Veränderung im deinem Leben bewirken. 🧡

*Oliver Klient ist ein frei erfundener Name: Oliver bedeutet unter anderem "der Verbreiter der Hoffnung" und Klient steht für …Klient.